Nationalspieler Daniel Lingen im Interview: Deutschland-Padel auf dem richtigen Weg

Daniel Lingen ist einer der bekanntesten deutschen Padel-Spieler und gehört seit Jahren zur Nationalmannschaft. Mit 53 Einsätzen im Nationalkader ist er der erfahrenste Spieler des Teams. Doch wie sieht die Entwicklung des Sports in Deutschland aus? Und was braucht es, um international erfolgreich zu sein? Wir haben mit ihm im Rahmen der ISPO in München gesprochen.

Arndt Schmidtmayer: Daniel, du hast bereits an zahlreichen internationalen Turnieren teilgenommen. Wie läuft das ab?

Daniel Lingen: Bei großen Turnieren ist Eigeninitiative gefragt. Padel ist noch eine kleine Community, in der jeder jeden kennt. Oft übernachten wir bei unseren Gegnern, um Reisekosten zu sparen, und treten am nächsten Morgen gegeneinander an. Diese familiäre Atmosphäre macht Padel besonders. Aber natürlich geht es trotzdem darum, auf dem Platz sein Bestes zu geben.

Arndt Schmidtmayer: Wie sieht die Unterstützung durch den Verband aus? Hat sich in den letzten Jahren etwas verändert?

Daniel Lingen: Definitiv. In den Anfängen war es schwierig – wenige Anlagen, weite Fahrten und kaum finanzielle Unterstützung. Für einen Turniersieg gab es höchstens eine Flasche Sekt. Heute ist das anders. Die Infrastruktur wächst, wir bekommen mehr Unterstützung und Padel wird in Deutschland immer professioneller.

Arndt Schmidtmayer: Was braucht es, um den Anschluss an die Weltspitze zu schaffen?

Daniel Lingen: Vor allem eine bessere Jugendförderung. Spanien und Argentinien haben uns da Jahrzehnte voraus. Der Deutsche Padel Verband setzt die richtigen Impulse, aber es wird noch dauern, bis wir mit den Top-Nationen mithalten können. Trotzdem haben wir bereits beachtliche Ergebnisse erzielt, etwa den 10. Platz bei der WM 2022 und den 7. Platz bei der EM im gleichen Jahr. 2024 wurden wir EM-Achter, aber nur die Top 6 qualifizieren sich für die WM. Da gibt es noch Luft nach oben.

Arndt Schmidtmayer: Wie sieht dein Training aus?

Daniel Lingen: Da ich berufstätig bin, trainiere ich in meiner Freizeit. Ich versuche, mindestens zweimal pro Woche intensive Einheiten zu absolvieren, insgesamt etwa fünf Stunden wöchentlich.

Arndt Schmidtmayer: Wo würdest du dich im internationalen Ranking einordnen?

Daniel Lingen: Unter idealen Bedingungen wäre eine Platzierung um die 300 in der Weltrangliste realistisch. Aber dafür braucht es regelmäßige Teilnahmen an Top-Turnieren, die aktuell noch selten in Deutschland oder angrenzenden Ländern stattfinden.

Arndt Schmidtmayer: Was macht Padel für dich besonders?

Daniel Lingen: Padel ist nicht nur ein Sport, sondern eine Gemeinschaft. Natürlich wollen wir gewinnen, aber das familiäre Miteinander unterscheidet diesen Sport von vielen anderen. Das gemeinsame Erleben – auf und neben dem Platz – ist das, was Padel so einzigartig macht.

Arndt Schmidtmayer: Abschließend, hast du einen Tipp für Hobby-Spieler?

Daniel Lingen: Mein Motto lautet: „Padel ist einfach zu lernen, aber schwer zu meistern.“ Wichtig ist, unforced Errors zu vermeiden. Wer zu früh auf Winner geht, verliert meist das Spiel. Geduld, Kontrolle und ein strukturierter Ballwechsel sind der Schlüssel. Entschleunigung ist das Zauberwort!

Das Interview führten Arndt Schmidtmayer und Christian Bonk.

 

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