Dreifacher Schub für den Rückschlagsport: Wie Tennis, Padel und Pickleball sich gegenseitig beflügeln

Stellt euch vor, ihr betretet eine moderne Sportanlage: Auf der einen Seite schlagen Tennisfans elegante Grundschläge über das weite Feld, in der Mitte wirbeln Padel-Spielerinnen umher und nutzen die Bande, um knifflige Winkel zu kreieren, und ein paar Plätze weiter hört man das typische „Plopp“ der Pickleball-Bälle, die schnell über ein kleines Netz flitzen. Früher wären diese Szenen kaum vorstellbar gewesen, doch heute ist es gang und gäbe, dass Rückschlagsportarten wie Tennis, Padel und Pickleball nebeneinander existieren – und sich gegenseitig stärken. Genau von diesem Trend handelt unser Beitrag: Wir schauen uns an, wie diese drei Disziplinen sich wirtschaftlich und sportlich befruchten, was das für Vereine, Verbände, Spielerinnen, Trainer*innen, Sportfirmen sowie Hallen- und Sportgeländebetreiber bedeutet und wie sich all das in den nächsten zehn Jahren entwickeln könnte.

Mehr Vielfalt, mehr Chancen

Vor ein paar Jahrzehnten war Tennis der unangefochtene Platzhirsch: Riesige Clubs, gut besuchte Plätze und ein klar umrissenes Zielpublikum. Doch die letzten Jahre haben gezeigt: Es gibt nicht mehr nur den einen Weg, sich mit Schläger und Ball auszutoben. Padel, einst vor allem in südeuropäischen Ländern bekannt, hat sich inzwischen weltweit etabliert. Kleine, eingezäunte Courts, ein dynamisches, leicht erlernbares Spiel und ein hoher Spaßfaktor lassen die Nachfrage stetig steigen. Pickleball, vor allem in Nordamerika, legt ebenfalls ein beachtliches Wachstum hin und begeistert Menschen quer durch alle Altersklassen mit seinem niederschwelligen Einstieg und schnellen Erfolgserlebnissen.

Diese Erweiterung des Angebots sorgt für eine völlig neue Dynamik. Wo früher allein Tennis das Programm bestimmte, entsteht heute ein buntes Rückschlagsport-Ökosystem. Wer in einen Verein eintritt, findet nun häufig mehrere Optionen vor: Vielleicht ist Tennis ein wenig zu anspruchsvoll oder zeitintensiv? Kein Problem – ein paar Padel-Matches oder eine kleine Pickleball-Runde zwischendurch sorgen für Abwechslung, ziehen neue Zielgruppen an und erhöhen die Attraktivität des Vereins.

 

Ökonomische Effekte für Vereine und Verbände

 

Vereine und Verbände profitieren in mehrfacher Hinsicht von dieser Vielfalt. Durch die Integration von Padel- und Pickleball-Plätzen können sie nicht nur ihre bestehende Mitgliederbasis besser bedienen, sondern auch ganz neue Sportlerinnen anlocken. Nicht jeder, der einen Schläger in der Hand hält, muss zwingend von Tennis begeistert sein. Mancher Neueinsteiger findet vielleicht Pickleball perfekt, um sich ans Rückschlagspiel heranzutasten, bevor er oder sie später Padel oder sogar Tennis ausprobiert. Oder jemand verliebt sich direkt in Padel und bleibt dabei.

Für die Vereine heißt das: Mehr mögliche Mitglieder, höhere Auslastung und stabilere Einnahmen. Die Tage, in denen Tennisplätze außerhalb der Hauptsaison oder zu Randzeiten leer standen, sind vorbei. Padel- oder Pickleball-Gruppen nutzen diese Lücken, bringen Stimmung, Abwechslung und mehr Umsatz. In den kommenden zehn Jahren ist zu erwarten, dass immer mehr Vereine diesen Trend aufgreifen und ihr Angebot breiter aufstellen – ein echter Wirtschaftsfaktor, der neue Impulse setzt.

 

Neue Perspektiven für Trainer*innen

Auch Trainerinnen können von diesem Wandel profitieren. Wer bisher vor allem Tennistraining gegeben hat, könnte sein Repertoire erweitern: Zusätzliche Ausbildungen in Padel und Pickleball ermöglichen es, ein größeres Spektrum an Kursteilnehmerinnen anzusprechen. Die Folge: stabilere Einkünfte und mehr Unabhängigkeit vom Saisonbetrieb. Gerade junge Trainer*innen, die sich beruflich breiter aufstellen wollen, finden in dieser Entwicklung eine Riesenchance. In Zukunft werden modulare Trainerlizenzen mit Spezialisierungen auf verschiedene Rückschlagsportarten normal sein, wodurch Training flexibler und individueller wird.

 

Innovationstreiber für Sportfirmen und Ausrüster

Die Sportartikelindustrie bleibt ebenfalls nicht außen vor. Firmen, die einst fast ausschließlich auf Tennisschläger, Bälle und Bekleidung setzten, entdecken neue Märkte. Padel- und Pickleball-Ausrüstungen, Schläger mit innovativen Materialien, Bälle, die speziell für kleine Felder entwickelt wurden, und Zubehör für unterschiedliche Spielniveaus – all das bietet enormes Wachstumspotenzial. Hinzu kommen technologische Neuerungen: Sensoren zur Schlaganalyse, digitale Coaching-Apps und Smart Courts könnten in den nächsten Jahren zum Standard werden. Die Sportfirmen, die frühzeitig auf diesen Zug aufspringen, positionieren sich als Komplettanbieter im Rückschlagsport-Segment und sichern sich so langfristig einen Wettbewerbsvorteil.

 

Chancen für Betreiber von Hallen und Anlagen

Hallen- und Sportgeländebetreiber müssen nicht mehr alle Eier in einen Korb legen. Einst war es riskant, eine große Tennisanlage zu bauen, da man stark von saisonalen Schwankungen oder von einer bestimmten Zielgruppe abhängig war. Heute lassen sich flexibel Courts für Padel oder Pickleball integrieren. Diese Sportarten benötigen teils weniger Platz und können auch indoor auf begrenzter Fläche gespielt werden. Das Ergebnis: Eine bessere Auslastung, mehr Einnahmen und ein stabileres Geschäftskonzept. Öffentliche Betreiber könnten zudem in Zukunft Fördermittel erhalten, um Mehrspartenanlagen aufzubauen – ein echter Gewinn für die gesamte Sportlandschaft.

 

Ein globaler Trend mit lokaler Wirkung

Die Entwicklung ist nicht auf ein einzelnes Land beschränkt. Während Tennis in Mitteleuropa und den USA seit jeher große Tradition hat, hat sich Padel in Spanien und Südamerika enorm verbreitet. Pickleball boomt vor allem in Nordamerika, findet aber zunehmend auch in anderen Regionen Anhänger*innen. Der Austausch zwischen diesen Märkten wird intensiver. Internationale Turniere, grenzüberschreitende Kooperationen zwischen Verbänden und gemeinsame Marketingkampagnen sind keine Zukunftsmusik mehr, sondern Realität. Dieser globale Trend strahlt auf lokale Strukturen ab. Gemeinden und Städte nutzen die neue Vielfalt, um ihre Attraktivität als Sportstandort zu erhöhen, Tourismus zu fördern und gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken.

 

Prognose für die nächsten zehn Jahre

Wie sieht es in einem Jahrzehnt aus? Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Tennis, Padel und Pickleball noch enger miteinander verwoben sind. Wir könnten Turnierwochenenden erleben, an denen alle drei Disziplinen präsentiert werden, um verschiedene Zielgruppen gleichzeitig anzusprechen. Vereine werden ihr Angebot modular aufbauen: Einsteigerkurs in Pickleball, Fortschrittsprogramm in Padel, Fortgeschrittenen-Coaching in Tennis – und alles unter einem Dach. Verbände könnten gemeinsame Ausbildungen für Trainer*innen anbieten, bei denen Module zu allen drei Sportarten enthalten sind, um die Flexibilität der Coaches zu erhöhen.

 

Mehr Marketing, mehr Medienpräsenz

Mit der wachsenden Beliebtheit steigt auch die Medienpräsenz. Lokale Fernsehsender und Streamingdienste könnten vermehrt Turniere in allen drei Sportarten übertragen. Influencer, Social-Media-Kanäle und Videoplattformen treiben das Interesse an. Fitness-Communities entdecken diese Rückschlagsportarten als ideales Ganzkörpertraining – nicht nur für Leistungssportlerinnen, sondern auch für Freizeitathletinnen, Familien und Senior*innen. Die Markenbildung rund um Tennis, Padel und Pickleball nimmt Fahrt auf, Sponsoren erkennen das Potenzial, und es entsteht eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.

 

Gesellschaftliche und gesundheitliche Aspekte

Neben dem ökonomischen Profit bietet die Vielfalt auch gesellschaftliche Vorteile. Da Padel und Pickleball leichter zugänglich sind, schnuppern Menschen in eine Welt des Rückschlagsports hinein, die sonst vielleicht nie einen Schläger in die Hand genommen hätten. Das kann über die Jahre zu mehr Bewegungsfreude, besserer Gesundheit und neuen sozialen Kontakten führen. Vereine werden Orte, an denen unterschiedliche Generationen und Hintergründe aufeinandertreffen. Die Hemmschwelle sinkt, Sport wird für viele attraktiver – und das stärkt langfristig die gesamte Sportkultur.

 

Nachhaltigkeit und Qualität

Mit wachsender Professionalität steigt auch der Anspruch an Qualität und Nachhaltigkeit. Umweltfreundliche Platzbeläge, energieeffiziente Hallen, faire Produktion von Schlägern und Bällen – all das rückt in den Vordergrund. Da die Sportarten wachsen, steigt auch die Verantwortung. Hersteller, Betreiber und Verbände, die auf nachhaltige Lösungen setzen, können sich von der Masse abheben. Über die nächsten zehn Jahre könnte sich eine Art Öko-Label für Sportanlagen entwickeln, bei dem Anlagen punkten, die energieeffizient, umweltfreundlich und ressourcenschonend betrieben werden. Das schafft ein positives Image und trifft den Nerv der Zeit.

 

Fazit: Eine Win-Win-Situation für alle

Die Kombination aus Tennis, Padel und Pickleball ist ein echter Gewinnbringer. Spielerinnen genießen mehr Auswahl und können ihren Sport nach Lust und Laune anpassen. Vereine, Verbände, Trainerinnen und Betreiber freuen sich über mehr Mitglieder, stabilere Einnahmen und neue Geschäftsfelder. Sportfirmen entdecken frische Märkte und können sich mit Innovationen profilieren. Und die gesamte Gesellschaft profitiert von einem vielfältigen, modernen, zugänglichen Sportangebot, das auch in den kommenden zehn Jahren für Wachstum, Fortschritt und Begeisterung sorgen wird.

Wer sich früh auf diesen Trend einlässt, offen für Veränderungen ist und sich auf die Synergien einlässt, die zwischen Tennis, Padel und Pickleball entstehen, wird in Zukunft zu den Gewinnern gehören – sportlich, wirtschaftlich und gesellschaftlich. Die Rückschlagsportarten sind auf dem besten Weg, gemeinsam eine neue Ära einzuläuten, in der alle davon profitieren.
Andreas Ehstand

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