Katharina Hering ist als deutsche Nummer 5 fester Bestandteil des Damen-Nationalkaders des Deutschen Padel Verbands. Am Rand der ISPO hatten wir Zeit für ein Gespräch mit der ehemaligen Profi-Tennisspielerin.
Padeleros: Katharina, du hast Dich in kürzester Zeit in den deutschen Damen-Nationalkader gespielt. Wie ging das so schnell?
Katharina: Das ist aus reinem Zufall entstanden, am Rande eines Showmatches. Ich habe dann eine 4-Stunden-Trainingseinheit mit Darek Nowicki absolviert und schon einen Tag später war ich wieder auf dem Padel-Court. Dann fing ich an, regelmäßig Padel zu trainieren und Tennis etwas zu vernachlässigen. Kaum ein halbes Jahr später war ich dann Teil der Nationalmannschaft – das zeigt einerseits, wie gut die Möglichkeiten sind, als versierte Tennisspielerin im Padel Fuß zu fassen. Aber auch mit überdurchschnittlichen Tennis-Skills musst du eine komplett anders funktionierende Sportart lernen und dich an ganz andere Spielzüge und eine fremde Taktik gewöhnen.
Padeleros: Immerhin mit zehn Jahren Tennis-ITF-Erfahrung im Gepäck. War das hilfreich?Katharina: Ja, und wie – zumindest am Anfang. Als versierte Tennisspielerin bringst du vieles mit, das für erfolgreiches Padelspiel entscheidend ist. Und da ich auch regelmäßig Doppel gespielt habe, war es besonders einfach, den Team-Gedanken im Padel zu übernehmen. Andererseits haben wir im vergangenen Jahr bei der WM gesehen, dass vor allem Spanierinnen und Argentinierinnen, die meistens rein aus dem Padel kommen, noch auf einem ganz anderen Niveau unterwegs sind. Da müssen wir noch viel lernen. Auch mit professionellen Tennis-Skills machst Du da keine besonders gute Figur, vor allem Padel-taktisch.
Padeleros: Hast du dem Tennis denn endgültig den Rücken gekehrt?
Katharina: Nein, ich spiele noch regelmäßig, aber in erster Linie in der Vorbereitung auf die Mannschaftsspiele. Außerdem gebe ich noch noch Tennis-Training. Ich habe nach den ersten Padel-Stunden relativ schnell eingesehen, dass ich im Tennis mein Limit erreicht hatte, dass bei Padel aber durchaus noch etwas geht, wenn ich ernsthaft trainiere.
Padeleros: was macht Padel so anders als Tennis?
Katharina: Das ist wirklich der Spaßfaktor und die viel lockerere Atmosphäre, selbst auf Top-Events mit Spitzensportlern. Padel ist einfach familiär, man hilft sich gegenseitig und geht auf Augenhöhe miteinander um, selbst wenn große Leistungsunterschiede da sind.
Padeleros: Wenn du deine bisherige Wettkampferfahrung analysierts – vor allem in Hinblick auf die Weltspitze – was machen die Topathletinnen anders? Und was können Padel-„Normalos“ für sich daraus ableiten.
Katharina: Ich habe mir sehr intensiv die spanischen Teams und Matches angeschaut. Die bauen die Ballwechsel ganz bewusst langsam auf und spielen erst einmal ihre Sicherheit und die unfassbare Ballkontrolle aus, bevor sie einen Punkt vorbereiten. Das hilft auch jedem auf dem Court, der noch nicht so viel Erfahrung hat. Kontrolle, so wenig unforced Errors wie möglich und immer lieber einen Ball noch mal spielen, als ein unnötiges Risiko einzugehen. Das ist das Rezept, mit dem uns die anderen Teams bei der WM ausgespielt haben. Und genau da ist die Lernkurve zu finden: Sicherheit und Präzision statt Tempo und Risiko führen langfristig zum Erfolg!