0:40 ist für Dich kein Grund aufzugeben? Schon mal 5 Satzbälle des Gegners abgewehrt und den Satz bzw. das Match gewonnen? Dann hast Du an dieser Stelle eine sehr ausgeprägte mentale Stärke bewiesen, herzlichen Glückwunsch! Wenn nicht, nicht schlimm: Was nicht ist, kann ja noch werden…
Weißt Du, was der Rekord an abgewehrten Matchbällen ist? Was glaubst Du? Ich würde sagen: maximal 5-6…
Padel-Statistiken über die meisten abgewehrten Satz- oder Matchbälle konnten wir leider nicht finden, selbst ChatGPT liefert hier leider keine Antwort…wenn Du es weißt oder herausfindest, lass es uns gerne wissen!
Später erzählen wir Euch immerhin von einem unglaublichen Comeback bei einem Premier Padel Turnier im letzten Jahr…
Im Tennis wehrte der damals 19-jährige Australier Nick Kyrgios 2014 in Wimbledon gegen Richard Gasquet 9 Matchbälle gegen sich ab, um am Ende doch noch als Sieger vom Platz zu gehen.
Michael Stich vergab 1995 im Davis Cup gegen Andrei Tschesnokow ebenso viele Matchbälle.
Und Thomas Muster hat nicht weniger als 7 Turniere gewonnen, bei denen er in mindestens einem Spiel Matchbälle gegen sich hatte.
„It ain’t over ‘til it’s over“
Diesen Satz prägte 1973 die Amerikanische Baseballlegende und zehnfacher (!) World Series Champion Lorenzo Yogi Berra. Und Lenny Kravitz schrieb, produzierte und sang seit 1991 den gleichnamigen, großartigen Song.
Im gleichen Jahr erlebte ich, wie Boris Becker in der 2. Runde von Paris Roland-Garros gegen den Top 20 Australier Todd Woodbridge zurückkam: Sein Gegner führte 7:5, 6:1 und 3:1 Break voraus.
Zudem hatte Boris eine Blessur am rechten Oberschenkel.
Selbst die Kommentatoren zweifelten beim 2. Seitenwechsel im 3. Satz (bei 1:12h im Video): „Boris ist angeschlagen. Er kann nicht seine 100 Prozent geben. Und einige haben ihn vielleicht schon aufgegeben. Aber er glaubt immer noch an seine Chance.“
Und man hat immer eine Chance, bis der letzte Punkt gespielt ist!
Boris breakte zurück zum 3:3 (durch einen Doppelfehler von Woodbridge): „Die Moral bei Boris ist da, das Talent auch. Sein Tennis kommt wieder in Schwung“.
Boris gewann am Ende die letzten 3 Sätze mit 6:4, 6:4 und nochmal 6:4.
„Am Rande der Aufgabe ist Boris mutig und mit Zuversicht zurückgekehrt.“‘
Dieses unglaubliche Comeback kannst Du bei YouTube nacherleben mit französischem Live-Kommentar.
Die Anfeuerungsrufe „Allez. Boris.“ waren sicher nicht das Einzige, was geholfen hatte: Sein Siegeswille, seine Konzentration unter anderem durch seinen ruhigen und fokussierten Blick beim Seitenwechsel oder durch sein Signature-Ball-Bouncing mit seinem Schläger sowie sein Glaube an sich selbst – selbst wenn andere ihn schon abgeschrieben hatten.
All das hat ihm sicher nicht nur bei diesem Match geholfen. Boris konnte einige enge „Krimis“ durch seine Selbstmotivation und häufig mentale Stärke für sich entscheiden: Wie das legendäre Davis Cup Match 1987 in den USA gegen John McEnroe nach 6 Stunden und 39 Minuten mit 4:6, 15:13, 8:10, 6:2 und 6:2.
„Ich habe den Sieg unter (;->) allen Mitteln gewollt – komme was es (;->) wolle. Ich war wie ein anderer Mensch auf dem Platz.“
Manchmal allerdings konnte ihn seine starke Emotionalität mit Fluchen und Zaudern auch runterziehen und ihn verlieren lassen. Und manchmal (aber auch nur manchmal) ein paar Punkte oder Spiele später wieder hochziehen. 100 oder 0% gibt es eben nicht!
Und nun ein aktuelles Beispiel für eins der stärksten Comebacks im Padel:
Delfi Brea und Bea González konnten im letztjährigen Halbfinale in Sevilla einen 0:5 Rückstand im dritten Satz gegen die an 4 gesetzten Paarung Salazar-Icardo aufholen: Sie setzten sich nach einem 6-4, 4-6 mit 7-5 durch, sie gewannen also ganze 7 Spiele in Folge im Entscheidungssatz…und wenn ich mich recht erinnere, mussten sie dabei keinen einzigen Matchball gegen sich abwehren, d.h. sie gewannen jedes der 7 Spiele (auch die Breaks) ohne einen Spielball gegen sich.
Die beiden konnten diesen – auch mentalen – Schwung mitnehmen ins Finale, das sie gewannen – mit einem unglaublichen 6:1 und 6:1 gegen die Weltranglisten-Ersten Ari Sánchez und Paula Josemaría, was in diesem Jahr nicht so häufig vorkam. Dies zeigt einmal mehr, wie wichtig die Psychologie im Padelsport ist.